Offenheit und Transparenz
Das MKB will in jeder Beziehung transparent sein. Deshalb hat es die Projektreihe «Vor aller Augen» initiiert.
Vor den Augen der Besucher*innen entfalten sich Prozesse, die einen anderen Blick auf die Geschichte des MKB freigeben, aber auch die jüngsten Entwicklungen dieser Institution prägen. «Wir sehen Objekte nicht mehr als unser selbstverständlicher Besitz, nicht als Eigentum des MKB und die Deutungshoheit liegt nicht mehr nur bei uns», sagt Direktorin Anna Schmid und fährt fort: «Es steht zudem zur Debatte, ob die hiesige Wissenschaft Vorrang hat vor anderen Wissensformen.»
Die Haltung des MKB hat sich gefestigt durch den Dialog mit anderen Kulturen. Letztere wurden immer schon ernst genommen. «Dass wir anderen Weltsichten mit Offenheit begegnen, ist selbstverständlich. Jetzt wird aber auch zunehmend selbstverständlicher, dass Herkunftsgesellschaften Deutungshoheit haben über die Dinge, die bei uns sind. Wir können daraus nur lernen», betont Schmid.
Fragen generieren weitere Fragen
Das MKB zeigt mit der Projektreihe zudem, dass es das neue Verständnis von Museum verinnerlicht hat, das der internationale Museumsrat ICOM kürzlich definiert hat: Auch das MKB ist ein «Caretaker». Es trägt Sorge zu den Dingen, die ihm anvertraut sind, und ermöglicht, was immer damit geschehen soll.
Zum Beispiel, wenn Anfragen zu bestimmten Objekten kommen. Oder wenn Gäste und Mitarbeitende bei Recherchen auf aussergewöhnliche Stücke respektive Archivalien stossen. Und sich spätestens dann die Frage nach der Herkunft stellt.
Bei jedem Projekt folgen weitere Fragen: Wie kam das Objekt ins MKB? In welchem Kontext? Was hatten die Dinge einst für eine Funktion? Und heute? Für wen sind sie wichtig? Für wen müssen sie zur Verfügung stehen?
Einiges wird unklar bleiben. Eventuell aber gehen neue Wege auf, finden sich neue Ansprechpersonen, mit denen die Zukunft der Gegenstände besprochen, verhandelt und umgesetzt werden kann: von Leihverfahren, Zirkulation bis Restitution ist alles möglich.
Vielfalt an Forschungsprojekten
Mit der Projektreihe «Vor aller Augen» wird dem Publikum dies alles vor Augen geführt und es erhält Einblick in die Vielfalt der Forschungsprojekte am MKB. Keines gleicht dem anderen, alle involvieren andere Vorbereitungen, ein anderes Vorgehen, andere Aufgaben und Verhandlungen sowie anderes Verständnis.
Da ist zum Beispiel der Lienzo, eine Art genealogische Landkarte aus Mexiko, die nur als Kopie verlangt wurde. Dies erlaubt der ursprünglichen Besitzerstadt damit zu arbeiten. Und sie muss nicht befürchten, dass das Original in staatlichen Kellern verschwindet. Zudem ist die Kooperation mit dem MKB garantiert, was unbedingt gewünscht war und ist.
Viel mediale Aufmerksamkeit generier(t)en die Benin-Bronzen, die als Eigentum von Nigeria respektive des Königshauses betrachtet und womöglich in naher Zukunft zurückgefordert werden. Die Rückkehr des thulu-Baums nach Australien ist inzwischen beschlossen und genehmigt. Im Gegenzug erhält das MKB einen anderen Gegenstand der dortigen Gemeinschaften.