Wiedersehen in Sri Lanka
Vor einem Jahr verliessen 47 Objekte das MKB in Richtung Sri Lanka. Nun konnten wir auf Einladung von Uruwarige Wannil Aththo, dem Oberhaupt der Veddah-Community, die Stücke im neuen Museum wiedersehen und erfahren, wie es ihnen seither ergangen ist und wie sie sich in ihrem neuen Zuhause eingelebt haben.
Das Heritage Center in Dambana, links das Museumsgebäude mit neuem Dach
Abschied
Im Mai 2024 reiste eine Delegation der Veddah-Community nach Basel, um 47 Objekte des MKB in Empfang zu nehmen und sie gemeinsam mit 42 ihrer Ahnen, menschlichen Überresten, die bislang im Naturhistorischen Museum Basel aufbewahrt wurden, nach Hause nach Dambana zu bringen. Die Objekte wie auch die sterblichen Überreste eigneten sich zum grössten Teil die Naturforscher Paul und Fritz Sarasin Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts an.
Diese Aneignung war nur durch von der britischen Kolonialregierung geschaffenen Strukturen möglich und erfolgte teilweise unter Umständen, die aus heutiger Sicht als unethisch zu bewerten sind. Dieser historische Kontext sowie die kulturelle Bedeutung der Objekte für die Community veranlassten die Basler Regierung, dem Rückgabebegehren zuzustimmen.
Wannil Aththo bei seiner Rede im Basler Rathaus bei der offiziellen Übergabe der Vorfahren und Dinge im Mai 2024
Die Rückgabe war das Ergebnis einer zweijährigen Zusammenarbeit zwischen Vertreter*innen der Community, der Regierung Sri Lankas und den beiden Museen in Basel. Sie ging Ende Mai 2024 feierlich vonstatten.
Rückkehr
Die Objekte reisten zur selben Zeit wie die Delegation zurück nach Sri Lanka, wo sie in Colombo im Rahmen einer Pressekonferenz offiziell von der sri-lankischen Öffentlichkeit empfangen wurden. Dabei begrüssten auch Angehörige der Community ihre Ahnen und die Objekte mit einem Ritual. Im Anschluss wurden die Stücke an der Universität Sri Jayawardenepura untergebracht, da das bereits bestehenden Museum im rund fünf Stunden entfernten Heritage Center in Dambana zunächst für die neuen Bestände vorbereitet werden musste.
Etwas mehr als ein Jahr verging, bis das Museum am 9. August 2025 – dem Internationalen Tag der autochthonen Bevölkerungsgruppen – feierlich wiedereröffnet wurde. Unter den Gästen aus Wissenschaft und Politik befand sich auch der sri-lankische Präsident Anura Kumara Dissanayake, der sich das Museum zeigen liess und im Innenhof einen Sandelholzbaum pflanzte.
Eine emotionale Angelegenheit
Die Rückkehr der Dinge und Ahnen war laut Uruwarige Wannil Aththo dem Oberhaupt der Veddah-Community, eine emotionale Angelegenheit für die Communitymitglieder, zumal lange nicht bekannt war, dass sich ihre Ahnen und ein bedeutender Teil ihres materiellen Erbes im Ausland befanden. Umso so grösser sei die Wertschätzung dafür, dass die Museen die Rückgabe ermöglichten und dass der Prozess so würdevoll verlaufen sei.
Museum
Uruwarige Wannil Aththo lud mich als Vertreter des MKB gemeinsam mit Gerhard Hotz, als Vertreter des NMB ein, das Museum Mitte Oktober zu besichtigen. Die Idee der Institution ist es, die Community und ihre lange Geschichte vorzustellen und ihre Verbundenheit mit indigenen Gemeinschaften weltweit zu zeigen.
Dabei richtet es sich nicht nur an ausländische Tourist*innen. Auch sri-lankische Besucher*innen und Schulklassen sollen über die indigenen Gemeinschaften Sri Lankas informiert werden.
Oshan Wedage (Repräsentant der Community und der Regierund), Präsident Anura Kumara Dissanayake und Uruwarige Wannil Aththo (hinter der Vitrine von rechts in der ersten Reihe) im wiedereröffneten Museum, vor ihnen einige der 47 zurückgegebenen Dinge
Zudem wünschen sich die Veddah-Communities mehr Aufmerksamkeit für ihre Anliegen und die Möglichkeit, ihr Leben entsprechend ihrer Geschichte und Überzeugungen gestalten zu können. Denn, so Uruwarige Wannil Aththo, die Lebensweisen und die Existenz der Community seien durch wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen bedroht.
Neues Leben
Die 47 zurückgekehrten Objekte aus dem MKB sollen dazu beitragen, die Geschichte der Community zu erzählen. Sie sind in den verschiedenen, teilweise klimatisierten Räumen des Museums ausgestellt.
Der neu gestaltete Innenhof mit dem Sandelholzbaum sowie Fallen, die früher für die Jagd genutzt wurden
Für einige Stücke wurden eigens neue Vitrinen angefertigt; andere ersetzten Objekte, die zuvor als Repliken wahrgenommen worden waren, in den bestehenden Vitrinen. Die begleitenden Tafeln tragen Titel wie «Our History», «Our Tribe», «Our Songs», «Our Lifestyle», «Our Technology», «Our Religion and Our Beliefs» sowie «Our Change».
Obwohl die Objekte zu Lehr- und Erinnerungszwecken überwiegend hinter Glas präsentiert werden, gibt es Ausnahmen: Die bedeutungsvollen Zeremonialpfeile werden einmal im Monat herausgenommen und bei Ritualen verwendet.
Die zurückgekehrten Dinge in der Vitrine zu «Our Religion and Our Beliefs», die Zeremonialpfeile unten werden einmal im Monat für Rituale herausgeholt
Die Rückgabe der Objekte und Ahnen – und insbesondere die damit verbundene Wiedereröffnung des Museums – führte zu einem starken Besucher*innenandrang und grossem medialen Interesse. Die Hoffnung ist, dass dieses Interesse anhält und die Anliegen der Community in Sri Lanka und darüber hinaus weiterhin Gehör finden.