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Verwobene Geschichte

Ein Webstuhl des MKB, der lange als Leihgabe im Museum.BL stand, kam kürzlich zurück. Das voluminöse Gerät musste für den Transport zerlegt werden. Keine leichte Aufgabe, die viel Expertenwissen benötigte.

Die Zahl 1764 ist auf einem Balken vorne auf dem Webstuhl eingekerbt. Lange Jahre stand der «Schlagstuhl» in der Dauerausstellung «Seidenband. Kapital, Kunst & Krise» im Museum.BL in Liestal. Nun kehrte die Dauerleihgabe ins MKB zurück.

Zwei Männer stehen links und rechts von einem Webstuhl aus mittelbraunem Holz. Der Mann links trägt einen blauen Arbeitsschurz, darunter Jeans. Er hat weisses Haar und trägt eine Brille. Der Mann rechts hat graumeliertes Haar und trägt ein schwarzes T-Shirt. Im Hintergrund sieht man eine beige gekleidete Frau die alles fotografiert.

Bernhard Goossen (l.) und Martin Rudin (r.) haben den Lead beim Abbau

Der Bandwebstuhl ist zu gross, um ihn einfach abtransportieren zu können. Er musste zerlegt werden. Dafür wurden an einem heissen Sommermorgen einige Fachleute aufgeboten:

Den Lead haben Bernhard Goossen und Martin Rudin. Ersterer ist im wahrsten Sinne des Wortes der grosse Lehrmeister. Rudin ist sein «Nachfolger» und soll dies an diesem Tag gleich unter Beweis stellen. Denis Beuchat, Mirjam Bitterli und Jacqueline Schnidrig-Marti leisten tatkräftig Hilfe – und liefern wertvolle Zusatzinformationen.

Das Foto zeigt das Zentrum eines Webstuhls, bei dem die Fadenspulen in weisses Papier eingewickelt sind. Eine Hand berührt das Papier.

Im Vorfeld wurden bereits heikle Teile eingepackt

Vom Museum.BL ist Sammlungstechniker Roberto Mazzucchelli im Einsatz. Kuratorin Therese Schaltenbrand begleitet die ganze Aktion. Seitens MKB hält Konservatorin Anne-Rose Bringel den Abbau in Bild und Wort fest. Und Martina Pan, verantwortlich für die digitale Kommunikation im MKB, zeichnet jeden einzelnen Handgriff mit zwei Kameras auf.

Anne-Rose Bringel fotografiert den Abbau auch von oben

Denn der Webstuhl wird im Museumsdepot wieder aufgebaut. Deshalb muss genau verfolgt werden, was wo wie wegkommt, um es genau gleich wieder aufbauen zu können.

Vorarbeit

So viel wie nötig, so wenig wie möglich: Das ist die Devise für den Abbau. Bereits im Vorfeld haben die Fachleute die Fadenspulen sorgfältigst mit den Webschäften zusammengebunden und «verpackt». Schäfte und Kettfäden sollen als Ganzes verbleiben. Dies auch auseinanderzunehmen und danach wieder einzufädeln, wäre eine Heidenarbeit, wie Goossen anmerkt. Er ist stolz, dass kein einziger Faden beschädigt worden ist. Der Transport dieses Teilstücks aber dürfte am heikelsten werden.

Blick auf ein Detail des Webstuhls: Eingekerbt und dunkel gefärbt ist auf drei Teilen der Buchstaben r zu sehen.

Auf gewissen Teilen des Webstuhls ist vermerkt, ob sie rechts oder links, hinten oder vorne hingehören

Es ist soweit: Die erste Stange wird ausgehängt. In vielen Teilen sind die Buchstaben r resp. l sowie h und v vermerkt. So weiss man immerhin, was rechts oder links, hinten oder vorne hinkommt.

Jetzt kommt die Brustlade an die Reihe. Bringel fragt stets nach den Namen der einzelnen Teile. Schnidrig notiert sie auf den Etiketten, mit denen sie jedes Stück versieht.

Zwei Männer tragen ein braunes Holzgestell weg. Zwei weitere Männer schauen zu.

Martin Rudin und Denis Beuchat legen Hand an, Roberto Mazzucchelli (ganz r.) ist bereit für den nächsten Schritt

Ein Mann im schwarzen T-Shirt mit Brille und grauem Haar umfasst einen Bund Schnüre mit der rechten Hand am Webstuhl. Mit der linken Hand berührt er ein kleines Stück Holz.

Martin Rudin hat heute und in Zukunft die Fäden in der Hand

Immer wieder wird diskutiert, wo weitermachen oder was lösen. Manches geht ring von der Hand, anderes braucht Kraft und als es an die Schnüre geht, ist «Knübliarbeit» angesagt.

Stirnbrett, Bandaufwicklung, Weblade und Umlenkungswalze werden nacheinander entfernt und vorsichtig in eine Ecke des Ausstellungsraumes getragen. Nichts darf abfallen, der Stuhl darf aber auch zu keinem Zeitpunkt zusammenfallen.

Der Webstuhl steht schon fast ausgeräumt da, daneben eine Trittbettleiter. Zwei Personen tragen einen Balken weg, an dem ganz viel hängt.

Der Stuhl wirkt schon sehr ausgeräumt

Ein Mann im schwarzen T-Shirt mit grauem Haar hält einen Balken mit vielen herausragenden runden Hölzchen in den Händen. Zwei weitere Männer stehen im Gegenüber. Ihre Gesichter sind vom Balken verdeckt.

Soll dies jetzt weg oder erst später?

Deshalb geht es nun zuerst mit den Schaftschnur-Umlaufrollen weiter, dann mit der Hauptkurbelwelle, so dass die Kettumlenkung oben einfach abnehmbar ist. Es folgen Bandabzug und Regulator, später die untere Welle.

Rudin müht sich mit einer Schraube ab. Er rät Bringel, vor dem Wiederaufbau das Gewinde zu verlängern.

Ein Mann und eine Frau stehen neben dem ausgeräumten Webstuhl. Sie schauen ein Seitenteil an, an dem einige schwarze Zahnräder befestigt sind.

Die Seitenteile sollten jederzeit aufrecht bleiben, rät Fachmann Goossen Konservatorin Anne-Rose Bringel (r.)

Das linke Seitenteil wird als Ganzes mit allen Rädchen zum Lift gekarrt. Geht es rein? «Es ist kaum höher als ich, also sollte es gehen», sagt Goossen lachend. Und er behält recht. Beide Seitenteile sollten aufrecht bleiben, auch so transportiert und gelagert werden, empfehlen die Fachleute.

Bereits ist auch die Spulenhalterung weg. Es liegen nur noch zwei Balken auf dem Boden. Innert knapp zwei Stunden ist der Abbau gemacht. Am Anfang hätte das niemand geglaubt.

Auf dem Boden liegen zwei Balken. Im Hintergrund sieht man einen gelben Polstersessel.

Die letzten beiden Teile ...

Auf dem Boden unter einem Fenster liegen viele Balken und Stangen.

Sorgfältigst platziert warten die Einzelteile auf den Transport

Das Seitenteil wird bereits per Lift ins EG transportiert

Am nächsten Tag werden alle Teile ins MKB-Depot transportiert. Dort kommen sie in ein paar Wochen für ein paar Wochen in die Stickstoffkammer. Erst gegen Ende Jahr dürfte es an den Wiederaufbau im Sammlungsdepot gehen – auch wieder auf diesem Kanal.

Sicher in Basel im Depot angekommen

Heimgekehrt!