Von Vorfahren gemacht
Zwei Vertreter der Kággaba aus Kolumbien haben in der MKB-Sammlung Dinge ihrer Vorfahren aufgesucht und dokumentiert. Gleichzeitig teilten sie mit Amerika-Kurator Alexander Brust wertvolle Informationen zur Nutzung und Bedeutung der Objekte.
Stammen Dinge wie Doppelgefässe und Steinmühlen tatsächlich von den Tayrona, einem präkolumbianischen Volk? Sie stellten aufwendige Töpferware her. Ihre Nachfahren bilden heute das Volk der Kággaba. Sie fertigen immer noch Keramik an.
Im Depot des MKB stehen auf einem Tisch vor dem Rollkorpus mit der Nummer 670 verschiedene Gefässe. Zwei Vertreter der Kággaba aus der Sierra Nevada de Santa Marta sehen sie sich ganz genau an. Mama José Shibulata Zarabata Sauna von der Organización Gonawindúa Tayrona ist ein wichtiger spiritueller Führer. Was er erzählt, übersetzt José Manuel Sauna Mamatacan, Kommunikationsmitarbeiter der Organización Gonawindúa Tayrona, auf Spanisch.

Mama José Shibulata Zarabata Sauna (2. v. l.) und José Manuel Sauna Mamatacan (3. v. l.) sichten Gefässe, und erzählen über deren Verwendung
Es sei schwierig, sagt er, die Gefässe regional ganz genau zu verorten. Ihre Vorfahren benutzten solche Gefässe zum Heilen, Kinder zu heilen, z.B. von Ausschlag. Geheilt wurde auf spiritueller Ebene, um die Gesundheit wiederherzustellen.
Die Farben der Erde
Immer wieder streichen die beiden Kolumbianer über zwei Doppelgefässe. Solche würden heute nicht mehr hergestellt. Hat es an einem etwa noch ein wenig Erde? Eine Diskussion bricht los über Strukturen und Farben, die Farben der Erde. Die Kággaba kennen neun Farben der Erde, von schwarzer Erde über rotbraunen Ton bis zu Grüntönen.
Das gibt einen kleinen Einblick in die Vorstellungen und Ansichten dieser Indigenen. Wenn sie vergrabene Dinge ihrer Vorfahren finden und ausgraben, säen sie an diesen Stellen Samen, um der Natur wieder etwas zurückzugeben.

José Manuel Sauna Mamatacan (l.) und Mama José Shibulata Zarabata Sauna interessieren sich sehr für Dinge aus Stein
Auf einem zweiten Tisch liegen etliche Dinge aus Stein. Die sind für die Besucher genauso wichtig wie die Gefässe. Wieso ist das so, fragt Amerika-Kurator Alexander Brust. Er kriegt Antworten – und viele für die Provienzforschung wichtige Informationen mehr im Laufe des Besuchs.

Amerika-Kurator Alexander Brust (l.) erfährt viel Neues über die MKB-Sammlung
Die beiden Kággaba-Vertreter befinden sich auf Europatour, um sich mit dem kulturellen Erbe ihrer Vorfahren zu verbinden und sich mit den Museumsmitarbeitenden über dessen Bedeutung, Wichtigkeit und Zukunft auszutauschen. Besonders interessieren sie Dinge, die bei ihnen fehlen.
Leerstellen wieder füllen?
Organisiert und dokumentiert wurde der Besuch in Basel von einer Forschungsgruppe um Laura Felicitas Sabel, von der Leuphana Universität Lüneburg, und Ernesto Coba-Antequera, von der Organisation delasierra, die sich für die Restitution von Dingen der Kággaba einsetzt.

Der Besuch wird durchgehend dokumentiert
Dank der Kággaba-Vertreter können im MKB nun Dinge genau zugeordnet werden. Die Forschenden haben mehr über die Nutzung erfahren und von der grossen Bedeutung, die diese Dinge für die Nachfahren bis heute haben. Das Entfernen aus der Sierra Nevada habe grosse Leerstellen hinterlassen. Denn jedes Ding hat seinen bestimmten Platz in einem Netzwerk, welches das Zusammenleben garantiert. Die beiden Kággaba-Vertreter werden nach ihrer Rückkehr ihre Erkenntnisse mit den Gemeinschaften und Organisationen besprechen und dann wieder an das MKB herantreten.