Für biokulturellen Frieden
Bildung zum Schutz der Erde, diesen Ansatz verfolgt Hernando Chindoy seit Jahrzehnten, etwa mit der Initiative Wuasikamas*. Zusammen mit seiner Frau Cristina Rodriguez weilt er momentan in Basel, wo beide ihre Projekte vorstellen.
Sie sind hier, um durchatmen und in aller Ruhe und in Sicherheit an ihren Projekten weiterarbeiten zu können: Der soziale und ökologische Führer des kolumbianischen Inga-Volkes, Hernando Chindoy, und seine Frau Cristina Rodriguez arbeiten immer intensiver an der Schaffung neuer nationaler und transnationaler pluriversaler Bildungszentren. Sie förderten den vom Volk der Inga in Kolumbien geführten lokalen Bildungsprozess (AWAI), an dem sich auch die ETH beteiligte.
Derzeit konzentrieren sie sich auf die Implementierung der internationalen Pluriversität der Äquatorialzone ËCONEÊRÃ, in der durch den Dialog zwischen traditionellem Wissen und Wissenschaft Lösungen für die Klimakrise und den Verlust der biologischen Vielfalt auf der Erde gesucht werden, unter aktiver Beteiligung lokaler, indigener, afro-amerikanischer und marginalisierter urbaner Gemeinschaften in den Städten und anderer.
Neue Netzwerke aufbauen
In einem Gespräch mit MKB-Kurator Alexander Brust stellten die beiden dieses Projekt am 7. Februar 2024 vor. Die drei kennen sich seit dem Amazonasfestival, das vor drei Jahren in Basel stattfand und an dem Chindoy als Redner auftrat. Brust engagiert sich schon lange nicht nur für die Zusammenarbeit von Museen in den Amerikas, sondern auch für Initiativen für Bildungsstätten.
Da dies auch Themen der aktuellen Ausstellung «Alles lebt» im MKB sind, drängte sich ein Besuch Chindoys praktisch auf. Das Museum beherbergt die Familie und stellt Kontakte zu interessierten Institutionen und Personen her. Ziel des Aufenthaltes in Basel resp. Europa ist es, neue Netzwerke aufzubauen, neue Beziehungen zu knüpfen mit neuen Akteuren.
Für die Gemeinschaft
Chindoy hat sich schon früh in Kolumbien für indigene, vulnerable und marginalisierte Gemeinschaften eingesetzt, bekämpfte Armut und Ungleichheit, in einem Umfeld von bewaffneten Konflikten, v.a. wegen Drogenhandel. Er strebte gemeinschaftsorientierte Lösungen an.
Er und seine Frau gehen von indigenen Weltvorstellungen aus. Er sagt: «Es gibt nur eine Erde und eine Menschheit. Durch die Geschichte wurden die Menschen in Gruppen aufgeteilt. Durch Bildung zeigen wir die heutige Vielfalt auf, aber auch, dass wir alle zusammengehören. Auch die anderen Wesen dieser Erde.»
Er erklärt weiter, die Gemeinschaft sei durch Wissen geteilt worden. Durch Wissen solle sie wieder zusammenfinden. Er ist entschlossen, die Zerstörung der biologischen Vielfalt zu stoppen und strebt biokulturellen Frieden an.
U.a. durch Pluriversitäten. Sie sollen Wissensformen und die Frage nach dem Ursprung des Wissens zueinander in Verbindung setzen, sagt Rodriguez. Und Wissen soll allen Menschen gleich zugutekommen. Dass indigene und lokale Gemeinschaften für den Schutz, die Wiederherstellung und die nachhaltige Nutzung von Biodiversität zentral sind, wurde vergangenen Dezember auch an der Biodiversitätskonferenz in Montreal breit anerkannt.
Sie spornen uns an, weiterzumachen
Dies möchten Rodriguez und ihr Mann nicht nur am Anlass in einer Woche, sondern überhaupt sichtbar machen. Wie einst der Basler Aktivist Bruno Manser, den die beiden durch die Ausstellung «Alles lebt» kennen- und schätzen gelernt haben.
Die Auszeichnungen und Ehrendoktortitel, die Chindoy in Europa erhalten hat und noch überreicht bekommen wird – etwa in Kürze in Paris von der nationalen Menschenrechtskommission Frankreichs, zeugen allerdings davon, dass er gesehen und wahrgenommen wird. Die Preise seien zwar westliche Anerkennungen, sagt Rodriguez, aber es mache sie stolz und sei eine Anerkennung ihrer Arbeit. «Sie spornen uns an, weiterzumachen.»
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