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Zeremonie für einen Baum

Eine australische Delegation besucht ihr Kulturgut im MKB und nimmt in spiritueller Weise Kontakt auf zu diesem.

Brian Martin erforscht im Rahmen seines Projekts «More than a guulany (tree)» traditionelle Praktiken in Bezug auf Bäume im Südosten Australien. Vor ein paar Tagen kam er bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr nach Basel. Im Mai hatte der australische Wissenschaftler und Künstler mit indigenen Wurzeln dem MKB bereits einen Besuch abgestattet.

Drei Männer und eine Frau stehen um einen weissen Tisch, auf dem Gegenstände aus Holz liegen. Einen länglichen, gebogenen Gegenstand halten zwei Männer in den Händen. Sie scheinen angeregt miteinander zu reden.

Brian Martin, Alfred Priestley und Brad Webb (v.l.) bei der Besichtigung von Objekten mit Kuratorin Beatrice Voirol

Damals hatte er ein ganz besonderes «Objekt» ausgemacht, einen beschnitzten Baum, der 1940 über das Australian Museum in Sydney nach Basel gelangt war. Solche beschnitzten Bäume waren Teile von Landschaften, die bei Initiationen grosse Bedeutung hatten.

Sofort war klar, dass der Baum viel in Bewegung setzen würde. Brian Martin machte im Mai Videoaufnahmen, um diese ausgewählten Männern in Boggabri, dem Ort wo der Baum herstammt, zu zeigen.

Baum im Fokus

Parallel dazu kam die Idee auf, den Baum in der MKB-Ausstellung «Alles lebt – mehr als menschliche Welten», die im September 2023 eröffnet wird, eine wichtige Rolle spielen zu lassen. Die lokalen Entscheidungsträger in Boggabri haben dazu ihre Einwilligung gegeben.

Nach seinen Konsultationen in Boggabri war Brian Martin kürzlich noch einmal nach Basel gereist. Er kam in Begleitung von Alfred Priestley, einem Angehörigen der Kamilaroi, und Brad Webb, einem seiner Doktoranden, der ebenfalls indigene Wurzeln hat. Zusammen hielten sie eine bewegende Zeremonie für den Baum ab.

Teil einer Kamera: Auf einem handgrossen Bildschirm sieht man fünf Personen. Der Hintergrund ist verwischt.

Der Film der Zeremonie wird ab dem 8. September in der Ausstellung «Alles lebt» zu sehen sein

Wir haben die Zeremonie gefilmt. Das Material wird nicht nur in der Ausstellung «Alles lebt» einen wichtigen Platz einnehmen, sondern auch in einer Ausstellung in Melbourne im nächsten Jahr.

Wichtige erste Schritte

Die Zerstörung traditioneller Landschaften in Australien hat sowohl in der Natur Narben hinterlassen wie auch in den Kulturen der betroffenen Gruppen. Zu wissen, in welchen Museumssammlungen sich noch beschnitzte Bäume befinden, und Zugang dazu zu erhalten, sind wichtige erste Schritte für diese Gemeinschaften.

Drei Personen sitzen auf Holzstühlen oder grünen Bürostühlen in einem grauen Raum und unterhalten sich angeregt miteinander.

Offene Gespräche: Alfred Priestley, Ursula Regehr (Kuratorin der Ausstellung «Alles lebt») und Beatrice Voirol (v.l.)

Nun konnten die drei Männer auch auf spirituelle Weise mit dem Baum in Kontakt treten. Dies war ein weiterer Schritt in einem Prozess, der für sie und das MKB sehr wichtig ist und von gegenseitigem Vertrauen und Offenheit geprägt ist. Ziel ist, dass der Baum aus der Ausstellung «Alles lebt» heraus nach Hause zurückkehrt. Daran arbeiten wir jetzt.