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Einen guten Rutsch!

Das neue Jahr beginnt nicht in allen Kulturen zur selben Zeit. Deshalb variieren auch die guten Wünsche zum Jahreswechsel.

«Einen guten Rutsch» – dieser Wunsch steht auf den meisten Weihnachts- und Neujahrskarten, die in der Schweiz oder Deutschland verschickt werden. Woher diese Redensart kommt, darüber streiten sich Expert*innen.

Gute Reise

Die einen vermuten, es handelt sich um eine Eindeutschung des jüdischen Jahresgrusses «guten Rosch». Das jüdische Neujahr heisst Rosch ha Schanah (Kopf des Jahres).

Andere sagen, der «gute Rutsch» sei auf das Verb rutschen zurückzuführen. Mit «gutem Rutsch» wünsche man den Menschen ein sanftes Hinübergleiten ins neue Jahr.

Oder bedeutet «guter Rutsch» eine gute Reise? Offenbar verabschiedeten sich die Norddeutschen schon im 19. Jahrhundert in ihren Dialekten mit «Guten Rutsch» in Sinne von «Gute Reise».

Auf einer transparenten Wand kleben winzig kleine Karten und Karten in Postkartenform. Durch die Wand hindurch sieht man zwei Bildhschirme.

Bei diesen Neujahrskarten sind Vorder- und Rückseite einsehbar

In der Ausstellung «Frohe Festtage!» sind auch Karten aus anderen Ländern zu sehen, mit teilweise völlig anderen Botschaften. Da im Iran z.B. das neue Jahr am 20. oder 21. März beginnt, beinhalten die Karten frühlingshafte Texte, oft sogar Gedichte von bekannten Poeten wie Hafis – der im 14. Jahrhundert lebte.

So heisst es in einer Karte aus Teheran von 1948: «Im Frühling an Flusses Rand zu sitzen mit Wein geziemt’s, das Weinen zu lassen und der Lust sich zu weihn geziemt’s. Zehn Tage währet wie Rosen unseres Lebens Frist: Lächelnd von Mund und frisch von Antlitz zu sein geziemt’s»

Sehr förmlich

Das älteste Exponat der Ausstellung ist der Neujahrswunschbrief von Jakob Gut an seine Eltern aus dem Jahr 1820. In jener Zeit fertigten Kinder – oft in der Schule – sorgfältig illustrierte Schreiben an, meist nach Vorlagen. Weshalb Anreden und Texte oft unpersönlich sind, aber die damaligen Umgangs- und Anstandsregeln befolgten.

In einer Vitrine liegt ein Brief, geschrieben mit brauner Tinte. Drum herum sind Blumenranken gemalt in Gelb, Rosa und Grün. Oben auf den Ranken sitzen zwei Engel.

Neujahrswunschbrief von Jakob Gut an seine Eltern von 1820 aus der Schweiz

Noch im 19. Jahrhundert kam ein Minimalismus auf: Die grossen Schreiben wurden von Karten in der Grösse von Visitenkarten abgelöst, die einfach nur unterschrieben waren. Um die Jahrhundertwende hatte die illustrierte Postkarte ihren Höhepunkt.

Anfänglich durfte auf der Rückseite nichts vermerkt werden. So notierten Sender*innen ihre sehr kurzen Botschaften irgendwo auf der Vorderseite. Ab 1904 wurde auf der Rückseite ein Textfeld geschaffen.

Bläuliche Postkarte mit der Jahreszahl 1901. In der 1 ist eine Frühlingslandschaft, in der 9 eine Sommerlandschaft, in der 0 eine Herbstlandschaft und in der 1 eine Winterlandschaft abgebildet. Darüber steht: Fröhliches Neues Jahr. Darunter ist von Hand etwas geschrieben, das kaum zu entziffern ist.

Neujahrskarte aus Wien, 1900 nach Bern geschickt

Rückseite einer Postkarte. In der Mitte steht gedruckt Postkarte. Darunter von Hand geschrieben die Adresse.

Rückseite der Postkarte aus Wien

Die anfänglichen Befürchtungen, dass ja nur kurze Botschaften möglich seien und dadurch die Kunst des Schreibens verloren gehe, bewahrheiteten sich nicht. Mit der zunehmenden Digitalisierung unseres Lebens werden genau diese Ängste nun wieder laut und eifrig diskutiert.

Da auch unsere Blogposts in der Länge beschränkt sind, wünschen wir allen nach diesem längeren Erguss kurz und bündig «einen guten Rutsch».