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Die beste Weihnachtskarte?

Das Weihnachtskartengeschäft kam 1870 so richtig in Schwung. Dafür waren die Briten und Deutschen verantwortlich.

Obwohl 1843 die erste kommerzielle Weihnachtskarte auf den Markt kam (s. Blogpost «Die erste Weihnachtskarte?!»), dauerte es bis 1870, bis sich die Tradition des Verschickens von Karten in Grossbritannien etabliert hatte. Erst dann wurde das Ganze fürs Volk erschwinglich.

Dank neuen Drucktechniken waren höhere Auflagen möglich und die Preise für die Karten sanken. Zudem senkte die Post die Gebühren deutlich. Bei letzterem hatte ein gewisser Henry Cole die Hände im Spiel. Er war der Mann, der die erste Weihnachtskarte in Auftrag gab.

Schwarz-weisse Postkarte auf der eine göttliche Figur im Himmel schwebt neben der Jahreszahl 1900. Darunter hockt ein kleiner Engel auf einer Wolke und hält ein Schild mit dem Schriftzug Pax in der Hand. Darunter sitzt eine Frau in nachdenklicher Position mit einem Krug mit der Jahreszahl 1899. Rechts unten hat jemand von Hand ein paar Zeilen geschrieben.

Neujahrskarte zum Jahrhundertwechsel von Biel nach Brooklyn in die USA versandt

Interessant, dass 1870 in der Schweiz die Postkarte eingeführt wurde. Sie wurde bald auch zum Versenden von Neujahrsgrüssen verwendet, wie schöne Beispiele in unserer Ausstellung «Frohe Festtage!» zeigen. Seit Ende des 18. Jahrhunderts war es in der Schweiz Brauch, aufwendig verzierte Neujahrsbriefe zu versenden.

Im Sammelfieber

Die USA stieg ein paar Jahre später auf den Weihnachtskommerzzug auf: Der preussische Immigrant Louis Prang kreierte 1875 in der Nähe von Boston die erste amerikanische Weihnachtskarte.

Anders als die britischen Exemplare, die Festlichkeiten der Mittelklasse sowie wohltätige Aktionen zeigten, war auf Prangs Karte eine Blume zu sehen. 1880 verkaufte er schon mehr als fünf Millionen Weihnachtskarten. Meist mit Tier- und Naturmotiven.

In den USA wie in Grossbritannien brach dann ein wahres Sammelfieber aus und es wurden Alben mit den Karten angelegt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es sogar Wettbewerbe, organisiert von Kartenproduzenten. Die Gewinner der schönsten Weihnachtskarten erhielten Rezensionen in Zeitungen.

1894 war z.B. die ganze Ausgabe der Kunstzeitschrift «The Studio» der Weihnachtskarte gewidmet. Der Herausgeber bewunderte die Designs, hielt aber gar nichts von den Botschaften.

Im Museum

Bis heute sind die Briten die Weltmeister im Verschicken von Weihnachtskarten. Über eine Milliarde Exemplare werden im Vereinigten Königreich in der Adventszeit versendet.

Es verwundert deshalb nicht, dass das Victoria und Albert Museum in London seit seinen Anfängen Grusskarten sammelt und ausstellt. Sein Mitbegründer war im Übrigen Henry Cole.

Inzwischen ist die Sammlung auf über 30 000 Karten angewachsen. Davon sind mehr als die Hälfte Weihnachtsexemplare. Laut Kurator Zorian Clayton enthält die Sammlung Karten aller wichtigen Designer*innen, aber auch viele Kuriositäten.

Auf einer Karte befinden sich vier Katzen auf einer Rennstrecke, auf Gras.

Mit britischem Humor © Victoria and Albert Museum, London

Er betont, es werde alles mit gleichem Eifer gesammelt, ob «hohe Kunst» oder Kommerzprodukte. Clayton verweist auf Exemplare des Surrealisten Angus McBean, auf eine «Karte» in Form einer digitalen Armbanduhr oder auf die vielen «animierten» resp. «mechanischen» Karten. Zu seinen Lieblingen zählen die «silly» viktorianischen Karten mit Kätzchen und Hündchen.

Wieso es aber grade in Grossbritannien zu solch einem Weihnachtsrummel gekommen ist, führt Clayton auch auf Charles Dickens zurück. Seine Geschichten seien so populär gewesen und hätten einen regelrechten Weihnachtsmythos kreiert.