Übersicht

Die erste Weihnachtskarte?!

Wie ein Museumsgründer eine Weihnachtstradition begründete

Henry Cole hatte zu viele Bekannte und Freunde … Ihnen allen Briefe zu schreiben zu den Festtagen respektive ihre Post zu verdanken – wie es im viktorianischen England üblich und höflich war –, wurde ihm offenbar zu viel. Deshalb liess er 1843 eine Weihnachtskarte entwerfen und 1000 Stück drucken.

Grosser Seltenheitswert

Eine Originalkarte befindet sich in der Sammlung des Victoria & Albert Museum in London. Zorian Clayton, Kurator der Printabteilung, sagt, dies habe einen grossen Seltenheitswert, trage zur Substanz und zum Wert der Sammlung bei und knüpfe natürlich eine wunderbare Verbindung zum Mitbegründer des Hauses, zu Henry Cole.

Clayton meint weiter: «Die Karte ist nicht die erste gedruckte Grusskarte. Und in China zum Beispiel sind vor über tausend Jahren schon Neujahrskarten geschrieben worden. Aber die Karte von Cole gilt als die erste kommerzielle Weihnachtskarte!»

Karte, auf der in der Mitte eine Familie am Tisch sitzt und mit Wein in Gläsern sich zu prostet. Links und rechts sieht man Menschen, die armen Menschen helfen. Auf der Karte steht: Merry Christmas and a happy New Year to you.

Einer der Originalkarten von Henry Cole, auf der sich der Illustrator rechts unten verewigt hat © Victoria and Albert Museum

Auf der von Cole in Auftrag gegebenen Karte ist seine Familie zu sehen, gezeichnet von seinem Freund und Künstler John Callcott Horsley. Drei Generationen sitzen fröhlich trinkend zusammen und sprechen einen Toast aus auf die Person, die die Karte empfangen wird: A Merry Christmas and a Happy New Year to you.

Auf beiden Seiten der feiernden Familie sind Menschen abgebildet, die den Armen helfen. Trotzdem gab es heftige Kritik an der Karte: Denn die Illustration zeigt Kinder, wie sie offensichtlich Wein trinken. Das war gegen viktorianische Moral-Prinzipien.

Fünf Karten auf weissem Grund, von denen nur eine deutlich zu erkennen ist. Sie zeigt ein Mädchen und einen Knaben und daneben handgeschriebenen Text.

Eine der ältesten Weihnachtskarten in der Ausstellung «Frohe Festtage!», die in Deutschland gedruckt und 1901 von Schaffhausen nach Zürich verschickt wurde. Auch auf dem Kontinent waren Kinder beliebte Motive, allerdings wurden sie meist fröhlich spielend in einer heilen Schneelandschaft dargestellt.

Ob Coles Geschäft mit dieser Weihnachtskarte deshalb in die Hosen ging? Denn er versandte schlussendlich nicht alle Karten selbst, sondern versuchte, einen Teil davon zu damals sehr hohen Preisen zu verkaufen. In einer Auktion vor ein paar Jahren ging eine der Karten dann aber für stolze 25 000 Franken weg.


Das viktorianische England ist also die Wiege der kommerziellen Weihnacht. Davon mehr im nächsten Blog.