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Tonga im Blickpunkt

Wenn auf der Welt etwas passiert, beschäftigt das auch unsere Kurator*innen. Zum Beispiel die Naturkatastrophe in Tonga.

Der Ausbruch des Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha‘apai hat im Königreich Tonga grosse Zerstörung angerichtet und den Inselstaat zeitweise völlig von der Aussenwelt abgeschnitten. Die Hilfe ist angelaufen.

Beatrice Voirol, Kuratorin und Leiterin der Abteilung Ozeanien im MKB, verfolgt die Geschehnisse sehr aufmerksam. Sie weiss, wie stark die Menschen in Tonga mit der Natur leben, wie verbunden sie mit ihr sind. «Deshalb weiss man auch, was zum Beispiel im Falle eines Tsunami, als Folge des Vulkanausbruchs, zu tun ist», sagt Voirol.

Das Leben ändern müssen

Sie verweist jedoch auf die enorme Fragilität der Region. Die Inselstaaten haben sich in der Pandemie eh schon abgeschottet. Nun ist Tonga erst recht vom Rest der Welt getrennt.

Auf einem Podest ist eine fast raumbreite Tapa in verschiedenen Braun- und Beigetönen wellenförmig platziert, so dass hinten ganz hohe Wellen sind und vorne kleine.

Fast 29 Meter lange Tapa aus Rindenbaststoff. Sie kam vor 1992 ins Museum und wurde bis 2020 in der Ausstellung «GROSS» bewundert.

Der Aufbau wird Jahre in Anspruch nehmen, vermutet Voirol. Bald einmal wohl wird der Inselstaat aus den Schlagzeilen verschwinden, doch mit den Auswirkungen des Vulkanausbruchs werden die Bewohner*innen lange leben müssen, «ihr Leben ändern müssen», so Voirol.

Das Regenwasser, das in Tonnen gesammelt wird, ist durch Asche verunreinigt. Tonga ist deswegen auf Einfuhr von Trinkwasser und wahrscheinlich auch von Lebensmitteln angewiesen. Welchen Einfluss der Vulkanausbruch auf die Flora und Fauna hat, ist noch unklar. Die Papiermaulbeerbäume etwa sind für Tonga sehr wichtig, aus ihnen werden Rindenbaststoffe – Tapas genannt – hergestellt.

Brauner Holzklopfer mit kurzem dicken Stiel, der sich vorne in vier Teile auffächert. Am Stiel ist ein Etikett befestigt mit zwei Strichcodes.

Knapp 30 Zentimeter langer Tapaklopfer aus toa-Holz. Die drei Schlagseiten sind längsgerillt zum Zerschlagen. Die vierte bleibt glatt, zum Glätten. Kam 1992 ins Museum.

Davon besitzt das MKB einige in der Sammlung. Dazu auch Gegenstände, die für deren Herstellung wichtig sind. Die Palette reicht von einem Amboss, Schlegel und Tapas-Klopfer über Farbtöpfe aus Kokosnuss und einer Matrize, um Muster auf die Tapas zu applizieren, bis zu Schnur und Bast.

Vier ausgehöhlte Kokosnussschalen, einer mit einem Etikett auf dem zwei Strichcodes zu sehen sind.

Diese zugeschnittenen Kokosnüsse werden als Farbtöpfe verwendet. Sie kamen 1992 ins Museum.

Um die 60 Gegenstände in der MKB-Sammlung stammen aus Tonga. Es handelt sich hauptsächlich um Objekte des täglichen Gebrauchs, darunter Holzkeulen, Holzbögen, Fischfanggeräte und Angelhaken. Sie stammen aus den ersten Jahrzehnten und dem letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts.

Braune Holzkeule mit langem Stiel, die vorne breiter wird und in einem Spitz endet.

Keule aus Holz, vor 1913

Sie und andere Gegenstände aus Ozeanien zeugen immer auch von den Umbrüchen in dieser Region. Auslöser können wie in Tonga, oder in Vanuatu und Tuvalu Naturkatastrophen sein (s. Blogbeitrag vom August 2021), aber auch politische Unruhen oder Ressourcenabbau wie die Regenwaldabholzung, erzählt Voirol. Jedes Mal müssten die Menschen dann ihr Leben neu ausrichten.

Der Pazifik verbindet

Sie sehen aber vieles anders als etwa wir hier in Europa. «Eine Insel ist für uns meist Land im Nichts, getrennt vom Festland. In Ozeanien trennt der Pazifik nicht, sondern verbindet, und die Menschen sind extrem vernetzt», erklärt Voirol.