Übersicht

Mysteriöse Welt

Die Marquesas liegen mitten im schier endlosen pazifischen Ozean. Die bergigen, mit tropischem Regenwald überwachsenen Vulkaninseln sind reich an Geschichte, aber nur wenige Menschen haben sie jemals besucht. Dennoch haben einige Objekte ihren Weg ins Museum gefunden, die nun wissenschaftlich erfasst werden.

Das Bild zeigt den Blick auf Wälder und Berge

Blick von der Stadt Vaitahu auf die Insel Tahuata

Als ich die Marquesas im Sommer 2019 besuchte, wurde ich von der Schönheit dieser dünn besiedelten Inseln sogleich erschlagen. Die dramatischen grünbewachsenen Felswände, der üppige Regenwald, die endlosen Palmenhaine und steinernen Götterfiguren zogen mich in ihren Bann.

Die zwölf schroffen Inseln, von denen sechs bewohnt sind, sind Teil Französisch-Polynesiens, welches sich über eine Fläche erstreckt, die fast so gross wie Europa ist. Einst waren die Marquesas die Heimat von meist verfeindeten kriegerischen Gruppen. Um die Inseln ranken sich seit jeher Sagen von kannibalischen Kriegern und mächtigen Priestern, welche in Hermann Melvilles Roman «Taipi» ausgiebig beschrieben werden.

Eine Kultur verschwindet

Die Annexion der Marquesas durch Frankreich im Jahre 1842 hatte weitreichende Folgen: Die alte Kultur und deren Kunst gingen verloren und ganze Täler wurden durch die eingeschleppten Krankheiten entvölkert. Die kunstvoll geschnitzten Kriegskeulen verschwanden und die Nasenflöten verstummten.

Heute sind die Bewohnerinnen und Bewohner tief christlich und die alten Kultstätten haben ihre Ausstrahlung verloren. Dennoch sind sie stolz auf die alte Kultur, die sie den raren Touristinnen und Touristen gerne näherbringen, und selten begegnet man heute jemandem, dessen Haut nicht mit einer traditionellen Tätowierung verziert wäre. Die Einwohnerinnen und Einwohner leben von Kopra (getrockneter Kokosnuss), Fischerei oder Kunst und freuen sich über die Aranui 5, ein Fracht- und Kreuzfahrtschiff, das im Zweiwochentakt Waren aus Tahiti und Gäste aus der fernen Welt auf die einsamen, romantischen Eilande bringt.

Das Bild zeigt eine Steinfigur, die am Boden sitzt mit überkreuzten Beinen

Kleines Steintiki in Puamau auf der Insel Hiva Oa

Zwei Basler

Im Rahmen meines ethnologischen Praktikums im Museum beschäftige ich mich mit der Sammlung Meier/Staehelin. Theo Meier und Lucas Staehelin waren zwei Basler Reisende, die es in den 1930er-Jahren in die Südsee verschlug. Von Hiva Oa, einer der grösseren Inseln der Marquesas, brachten sie Keulen, Schalen, Schmuck, aber auch menschliche Knochen mit nach Basel.

Viele dieser Objekte sind nicht ausreichend beschrieben, fotografiert oder katalogisiert und die Herkunft ist teilweise nicht genau bekannt. Ich helfe Kuratorin Beatrice Voirol bei der Bearbeitung dieser Sammlung. Dabei muss ich die Objekte mittels Literatur beschreiben und sie mit dem lokalen Namen versehen. Ziel meines Praktikums ist die wissenschaftliche Erfassung der Objekte, auf deren Basis das Museum mit der Herkunftsgemeinschaft in Kontakt treten will.