Sensationeller Fund
Bei seinem Forschungsbesuch im MKB stiess der US-Wissenschaftler Manuel Medrano auf das weltweit wahrscheinlich grösste Arrangement peruanischer Knotenschnüre.
Er kam von Harvard, um die vier bekannten Inka-Knotenschnüre – sogenannte khipu – aus den Anden im MKB zu untersuchen. Doch Manuel Medrano wurde mit einem fünf Meter langen Textil überrascht, auf dem zahlreiche einzelne verknotete Schnüre befestigt waren. Laut dem Forscher handelt es sich um das grösste Arrangement von Knotenschnüren.
Zählsystem
Khipu wurden im Inka-Reich und in der frühen Kolonialzeit (im 15. und 16. Jahrhundert) Südamerikas dazu benutzt, um Daten, Nachrichten und Geschichten zu erfassen und übermitteln. Rund zwei Drittel der bekannten khipu – darunter auch die Basler Beispiele – sind numerisch. D.h. mit ihnen wurden Warenlieferungen an die Inka-Hauptstadt, die Weiterverteilung von Nahrungsmitteln an die Bevölkerung oder die Grösse von Tierherden erfasst.
Die Inka verwendeten dazu ein Dezimalsystem. An einer Hauptschnur wurden verschiedene weitere Schnüre befestigt, an denen in festgelegten Abständen Knoten für die Einer-, Zehner- sowie Hunderter-Stelle angebracht wurden. Die Anzahl der Umschlingungen eines Knotens gaben die Zahl an, mit der die Stelle multipliziert werden musste. Ein Knoten mit drei Umschlingen zum Beispiel an der Zehnerstelle entsprach der Zahl 30.
1925 war das Arrangement letztmals untersucht und ausgeliehen worden – für eine Ausstellung in Göteborg
Auch die Farbe der Schnüre, die Richtung der Knoten und Zwirnung haben eine Bedeutung, die bisher aber noch weitgehend unbekannt ist. Diese soll im Rahmen des weltweiten Dokumentationsprojekts, das an der Harvard-Universität angesiedelt ist und deswegen Medrano ins Museum kam, entschlüsselt werden.