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Partizipation als Balanceakt

Die Bevölkerung hat für die Jubiläumsausstellung «Wünsch dir was» 125 Objekte gewählt. Nun, da die Ausstellung vorüber ist, werfen wir einen Blick zurück und einen in die Zukunft.

«Frau Kaufmann, wie beurteilen Sie als Kuratorin das Partizipationsprojekt?»

Karin Kaufmann: «Spannend war, wie sich Besucherinnen und Besucher in der Depotsituation verhalten haben. Einerseits mit Begeisterung, andererseits aber mit Überforderung wegen der schieren Menge an Objekten.

Manche hatten das Gefühl, nichts beitragen zu können

Teilweise auch, weil sie nicht genau wussten, was jetzt von ihnen verlangt wird. Manche hatten das Gefühl, nichts beitragen zu können, weil sie ja kein faktisches Wissen über die Objekte besitzen. Viele haben zu ihren Objekten dann sehr persönliche Geschichten erzählt. Und das war wiederum interessant: zu sehen, wie sich die Teilnehmenden jeweils zu den Objekten in Beziehung gesetzt haben.

Manche hatten das Gefühl, nichts beitragen zu können

Karin Kaufmann, hier bei einer Führung durch das Depot

Die Depotbesucherinnen und -besucher fanden es informativ zu erfahren, wie ein Museum ‹hinter den Kulissen› funktioniert. Dass nur ein Bruchteil der Sammlung ausgestellt wird, war nicht allen bewusst. Eines der vielen positiven Feedbacks im Besucherbuch sagt, dass wir nicht 125 Jahre warten sollten, bis wir wieder so eine Ausstellung machen.»

«Frau Schmid, wie geht es nun weiter mit der Partizipation im Museum?»

Anna Schmid: «Die kurze Antwort: So wie bisher auch. Ich erachte es als wichtig, eine Balance zu finden zwischen Überforderung und der wirklichen Beteiligung. Es ist eine Illusion, zu denken, man könne alles aus der Hand geben, selbst wenn wir das wollten. Wir sind dazu verpflichtet zu interpretieren und das faktische Wissen bereitzustellen. Und das so, dass die Menschen, die sich beteiligen wollen, nicht blossgestellt werden und sich nicht überfordert fühlen.

Auf einem mit Ballons geschmückten Podest steht Frau Schmid, während sie an der Vernissage am 13. September zu den Gästen spricht.

Anna Schmid spricht an der Vernissage im September

Nach der Neueröffnung im Jahr 2011 hat in einer Diskussion jemand vorgeschlagen, wir sollen doch einfach die 320‘000 Objekte über TeleBasel allen zugänglich machen. Dann wählen die Besucherinnen und Besucher aus, was in einer Ausstellung stehen soll. Daraufhin kam der Einwand: Wieso haben wir eigentlich noch Fachleute im Museum? Die wissen doch, was zu tun ist.

Ich denke, dass es genau zwischen diesen beiden Polen eine Balance braucht, die machbar ist für beide Seiten und einen Mehrwert in der Erkenntnis bringt. Und ob man das wie in diesem Fall durch Ausstellungen erreicht oder ob man ganz andere Formate einführen sollte, müssen wir sehen. Ich bin gespannt, welche neuen Ideen in Zukunft von Mitarbeitenden des Hauses oder auch von aussen eingebracht werden. Ich bin sehr gerne bereit, darüber zu reden.»