Übersicht

Ein Brötchen für die Ewigkeit

Durch eine Challenge auf Instagram rückte vor einigen Wochen ein Objekt aus dem Depot in den Fokus, das auf die Inventarnummer VI 11688 und den Namen «Panecillo largo» hört. Spanischsprachige erkennen: Es handelt sich um ein Brötchen.

Das Brötchen sieht aus wie ein ganz normales Brötchen, das man in diesem Moment in der Bäckerei seines Vertrauens kaufen könnte.

Das Brötchen und was darüber bekannt ist, auf einer Karteikarte

Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn dieses Brötchen im Pausenraum auf den Verzehr warten würde. Bemerkenswert wird diese Semmel aufgrund ihres Alters: Sie wurde vor 90 Jahren gebacken und fand den Weg in die Sammlung des Museums im Jahr 1929, eingeliefert von einem deutschen Ethnologen.

«Unser ältestes Brot wurde wohl im Jahr 1903 aus dem Ofen geholt.»

Es handelt sich hierbei nicht um einen Einzelfall. Eine Nachfrage bei Tabea Buri ergab, dass mehr als 2500 Brote, Kuchen und Guetsli in den Depots lagern. Die Kuratorin Europa ergänzt: «Unser ältestes Brot wurde wohl im Jahr 1903 aus dem Ofen geholt.»

Weshalb sammelt ein Museum Brot?

Gebäck ist aus vielen Gründen interessant. Einerseits ist es als Grundnahrungsmittel ein Abbild der Esskultur, andererseits sind Brote leichter zu konservieren als beispielsweise ein Teller Rösti. Weiter gibt es viele Gebäcke, die speziell zu Feiertagen oder zu bestimmten Jahreszeiten hergestellt werden. Ostergebäck, eine Fastenwähe oder ein Anisbrot, das ein Sujet aus einem Model zeigt. Diese Backwaren mit Sujets sind besonders aussagekräftig.

Die Fastenwähe ist schön goldbraun, hat zugegebenermassen aber wenig Kümmel.

Sieht aus wie neu: Eine Fastenwähe von 1925

Weshalb, erklärt Tabea Buri: «Man stelle sich vor, die Model werden Jahr für Jahr wieder gebraucht und man isst jeweils immer wieder das entsprechende Gebäck. Dadurch wird das Motiv vertraut und schreibt sich in das kulturelle Gedächtnis ein.»

Tabea Buri sammelt als Kuratorin keine Gebäckstücke. Manche ihrer Vorgänger taten dies dafür umso mehr, besonders im frühen 20. Jahrhundert. Bereits das 44. inventarisierte Objekt im europäischen Museumsbestand bestand aus gemahlenem Getreide. Zum Vergleich: Bis Dato wurden um die 100'000 europäische Objekte inventarisiert.

Weshalb bewahrt man nicht einfach die Rezepte auf?

Rezepte seien auch interessant, so Buri. Nur falle dann das Handwerkliche weg, das in einem Gebäck steckt. Auch die visuelle Seite komme dann zu kurz.

Auf dem goldbraunen Tirggel steht: Wir sind zwei Narren unter einem Hut. Der Dritte uns beschauen tut.

Den Tirggel mit humorvollem Motiv haben wir gleich mehrfach in der Sammlung

Manche Backwaren werden heute immer noch hergestellt und verkauft.  Dazu gehört beispielsweise der Züri-Tirggel, der gleich 45 Mal in unserer Sammlung registriert ist. Oder das Basler Sunneredli.

Im Depot des Museums ist das Essen glücklicherweise verboten. Das beugt Verwechslungen vor, denn der Biss in ein konserviertes Gebäck ist bestenfalls unappetitlich, im schlechteren Fall hochgiftig.

Wie die Brote konserviert werden, erzählen wir Ihnen in Kürze hier im Blog.