«Die Jungen verstehen und sehen»
Yannick Blättler ist 25 Jahre alt, studiert an der Universität St. Gallen – und kann sich zurzeit nicht vorstellen, angestellt zu sein. Der Gründer von NEOVISO berät Unternehmen bei Fragen zur sogenannten Generation Z. An der Veranstaltung «Zukunftsvisionen» wird er durch ein Input-Referat die Diskussion anstossen.
MKB: Was ist so speziell an dieser Generation, dass du ein Unternehmen gegründet hast, das sich damit befasst?
Yannick Blättler: Ich habe als Student damals in Zürich gemerkt, dass Unternehmen neue Talente suchen. Dabei haben sie keine Ahnung, wie die Jungen ticken. Dass es neue Interessen und Verhaltensweisen bei den jungen Leuten gibt, ist nichts Neues. Das gab es auch bei der Generation unserer Eltern. Ich sehe aber bei der Generation Z, gerade mit den ganzen neuen Technologien, neue Bedürfnisse.
Sie interagieren mit diesen Tools und bilden so ihre Bedürfnisse, eben auch in anderen Lebensbereichen. Es ist zum Teil sehr einschneidend, wie sie gewisse Produkte und Services wahrnehmen oder in Anspruch nehmen möchten. Daran müssen sich sehr viele Firmen anpassen. Es ist ein sehr spannendes Thema, die Jungen zu verstehen und zu sehen. Man erkennt, wo die Chancen und Risiken der zukünftigen Gesellschaft, der zukünftigen Kunden, Arbeitnehmer und Arbeitgeber liegen.
Kommst du oft in Kontakt mit Vorurteilen gegenüber der Generation Z?
Natürlich, es gibt immer klassische Vorurteile gegenüber den Generationen. Gerade bei der Generation Z lauten diese, dass sie die ganze Zeit nur am Smartphone seien, dass sie nicht mehr überleben würden ohne Gadgets. Sie wollten nicht mehr arbeiten und seien alle verwöhnt, sie könnten reisen. Und natürlich, das stimmt zu einem gewissen Grad. Auch, weil das diese Generation ausmacht. Smartphones gab es früher nicht, du kannst dein Leben so effizient und einfach gestalten und mit Kollegen interagieren wie noch nie. Du kannst so günstig und einfach die Welt bereisen, das gab’s früher halt einfach noch nicht.
Welches Vorurteil nervt dich denn am meisten?
Ich glaube, am meisten nervt mich wenn jemand sagt, die Jungen seien faul und möchten nicht mehr arbeiten. Aber ich glaube das gab’s früher auch. Jeder hatte in seinen jungen Jahren Kollegen, die den Knopf früher oder später aufgemacht haben. Irgendwann haben alle gemerkt, wie man arbeiten muss. Das ist auch bei den Jungen so. Logisch gibt es da Unterschiede, aber ich kenne auch super viele coole Leute, die Dinge anreissen, YouTube-Channels betreiben, ein Startup haben, an der ETH Roboter bauen oder mit ihrem Hyperloop-Gefährt nach San Francisco gehen, um bei Elon Musk an einem Wettbewerb mitzumachen. Ich glaube, da gibt es eine Generation, in der jeder sein eigenes Ziel verfolgen kann. Und wenn er den Sinn erkennt und die Begeisterung spürt, kann er auch voll dahinter stehen.
Zu einem anderen Vorurteil: wie viele Selfies besitzt du von dir?
Ja, das ist eine lustige Frage. Ich bin selbst nicht so der extreme Selfie-Typ. Es gibt aber andere, die sehr häufig oder täglich Selfies machen. Das «Selfie» ist natürlich der Klassiker, ein Begriff der Jungen, den mittlerweile die ganze Welt und alle Generationen übernommen haben. Ich mache vielleicht alle zwei oder drei Tage mal eins. Nicht, um das denn auf Social Media zu posten, sondern eher Dinge im Ausgang oder um zu dokumentieren wo ich bin. Dann gibt es eher mal ein Selfie. Oder um Videos zu machen für meinen Video-Blog. Aber Selfies klassisch schiessen, mache ich eher nicht so. Ich weiss auch gar nicht, wie viele es sind.