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Es kommt ein Schiff geladen

Museumsdirektorin Anna Schmid und Münsterpfarrerin Caroline Schröder Field unterhalten sich als Nachbarinnen und «Übersetzerinnen». Denn unser nächstes Highlight hat das Übersetzen als Thema.

Anna Schmid: «Nachbarschaft bedeutet für uns ein wohlwollendes, selbstverständliches Miteinander. Bis zu dem Punkt, dass wir einfach so mal vorbeischauen. Es bedeutet auch einen regen Austausch über alle möglichen Themen.»

Das Bild zeigt das Eingangstor des Museums. Durch das Tor hindurch sieht man den Münsterplatz und im Hintergrund das Basler Münster

Von Nachbar zu Nachbar

Caroline Schröder Field: «Auch für uns heisst Nachbarschaft in erster Linie persönliche Begegnungen. Die räumliche Nähe gilt als Vorlage: Man wird neugierig aufeinander. Und auf einmal entdecken wir viele Gemeinsamkeiten, obwohl die ethnologische Perspektive eine andere ist als die theologische.»

AS: «Ja, es sind unterschiedliche Perspektiven, aber inhaltlich gibt es viel Identisches. Wir sehen es vielleicht anders an, aber uns verbindet sehr viel.»

Verstehen, wohin wir übersetzen

CS: «Das liegt daran, wie ihr die Ausstellungen konzipiert. Nichts museal Verstaubtes. Da berühren sich euer Bildungs- und unser Verkündigungsauftrag. Weil sie etwas ansprechen, das die Menschen heute bewegt.»

AS: «Was steckt hinter unserem Bildungsauftrag? Wir versuchen zu übersetzen. Das Thema des Übersetzens lag also auf dem Tisch für den Tag der feierlichen Stabsübergabe. Übersetzen nicht im sprachlichen Sinn, sondern im kulturellen. Der Auftrag ist für uns beide identisch, wenn auch der Inhalt anders gesehen wird.»

Das Foto zeigt ein Modellboot mit grossem Segel. Vorne und hinten im Boot stehen kleine Figuren, die das Boot zu lenken scheinen.

Der Jubiläumsstab in Form eines Bootes

CS: «Übersetzen hat jedoch stets mit anderen Sprachen zu tun. Im Zusammenhang mit dem biblischen Wort müssen wir uns immer wieder um Übersetzungsprozesse kümmern. Von Originaltexten in Landessprachen. Von einer Zeit, die uns fremd ist, in die heutige Zeit. Wir müssen das biblische Wort in unsere heutige Gesellschaft und unsere heutigen Verhältnisse übertragen. Dabei müssen wir verstehen, wohin wir übersetzen.»

Übersetzen heisst auch, woanders anzukommen

AS: «In der Ethnologie ist das nicht viel anders. Es geht weniger um frühere Zeiten als um andere Kulturen. Einerseits ist die Sprache ein Navigationsmittel. Andererseits müssen wir verstehen, was jemand meint. Das heisst, wir brauchen den ganzen Kosmos des Kulturellen, um übersetzen zu können, was uns gesagt wird. Wir müssen verstehen, wie eine ganze Welt aufgebaut ist. Erst dann können wir sagen, was andere Vorstellungen sind und wie sie sich im Alltag niederschlagen. Wobei es immer einen Rest gibt, der sich nicht übersetzen lässt. Das ist Ethnologie. Das ist Übersetzung. Dieser unglaubliche Raum des Möglichen ist eine Wonne. Es gibt auch das andere Über-setzen: Der Fährmann, der die Toten auf die andere Seite, ins Jenseits bringt. Übersetzen bedeutet also auch, woanders anzukommen.»

Man ist nicht alleine

CS: «Die Missionare der Basler Mission, die uns verbindet, reisten mit dem Schiff an. Es war das Transportmittel in andere Kulturen. Die Stabsübergabe findet ja in der Adventszeit statt. Dazu gehört das Schiff, das Symbol des Schiffs. Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt. Das geladene Schiff ist das Symbol der schwangeren Maria. Deshalb bin ich sofort auf dieses Symbol angesprungen. Das verbindet uns. Das wird der Stab sein. Ihr werdet uns einen Stab in Form eines Schiffes übergeben.»

Das Foto zeigt einen Ausschnitt des obigen Bootes. Zu sehen ist die Figure im Bug des Bootes, die eine Art Paddelstecken in den Händen hält

Der Bootsführer

AS: «Wir feiern den Tag gemeinsam. Ethnologisch gesehen, bedeutet feiern oft, dass sich etwas ändert, das Ritual markiert einen Übergang. Die Beteiligten wissen, es ist wichtig, aber sie wissen oft nicht so recht, wohin es führt. Feiern heisst, die Unsicherheit darüber in einer Gemeinschaft zu bewältigen. Man ist nicht alleine. Man ist aufgehoben.»