Alte Bilder neu geteilt
Gesellschaften, Städte und Kulturen wandeln sich stetig. Dieser Wandel wird auf unterschiedliche Arten festgehalten, beispielsweise durch die Ausstellung «StrohGold» im Museum. Einen anderen Weg geht Daniel Cassaday: er macht es im Internet.
«Herr Cassaday, ist älter immer besser?» fragen wir den Mann, der die Nostalgikerinnen und Nostalgiker der Stadt Basel vereint, als wir vor dem Museumsbistro Rollerhof in das Gespräch starten. Er schmunzelt, hat die Frage wohl schon oft gehört und relativiert. «Älter ist nicht immer besser, den Fortschritt gibt es immer. Und es ist auch eine Kostenfrage, Altes zu bewahren.» Man müsse sich fragen, ob es denn Sinn mache.
Und er? Er bewahrt das Alte zumindest digital und bewirtschaftet in den sozialen Netzwerken einen virtuellen Ausstellungsraum. Schon als Kind verspürte Daniel Cassaday die Faszination daran und verbrachte viel Zeit im Staatsarchiv. In der Jugend legte er dieses Hobby dann zur Seite um es wieder aufzugreifen, als er das Staatsarchiv im Internet entdeckte. Mit den alten Bildern kamen auch Fragen. Zum Beispiel: «Wo befindet sich diese Strasse? Was fertigte man in diesem Haus? Gibt es diesen Brunnen noch heute?»
«Mir kam in den Sinn, dass man auf Facebook ja Sachen teilen und Fragen stellen kann», erzählt er. Er schuf eine Seite, die bis heute von knapp 30 000 Menschen abonniert wurde. Es ist eine verschworene Gemeinschaft aus Baslerinnen und Baslern, nicht selten Auslandschweizer, deren Heimweh durch die Seite gelindert wird.
In den Kommentaren ist oft eine Wehmut vernehmbar. Damals sei vieles besser gewesen, schöner, liebevoller, lautet der Tenor. Man freut sich an den Bildern der Innenstadt mit der offenen Birsig und sucht in den vielen digitalen Fotoalben nach den eigenen vier Wänden oder dem damaligen Schulgebäude. Die Bilder der Transformationen im Stadtbild wecken Emotionen.
«Ich bin wunderfitzig»
Er pflegt seine Seite «Verschwundenes Basel» täglich. Woher er diese Motivation nimmt? Freude an der Geschichte habe er, er sei «wunderfitzig», sagt Daniel Cassaday. Woher das wiederum kommt, weiss er nicht. «Mein Vater war Geschichtslehrer. Vielleicht habe ich da etwas mitbekommen.»
Er macht einen Kalender, hat mit einem ehemaligen Journalisten ein Buch veröffentlicht und erfreut sich nach wie vor an den Bildern, die er sammelt. Vom Gewinn der Verkäufe erwirbt er auf Flohmärkten oder im Internet Originalbilder, die seine Sammlung ergänzen, die mittlerweile auf mehrere tausend Objekte angewachsen ist.
Was meint er als sogenannter Influencer auf diesem Gebiet eigentlich zum neuen Dach des Museums? «Ich finde es gelungen, es fügt sich schön ein. Da ist etwas Schönes daraus geworden», sagt er, als er im Museumshof steht und das Gebäude begutachtet.
Die Transformationen sind unterschiedlich: Daniel Cassaday betrachtet das Stadtbild, das Museum die Kulturen der Welt. Beide zeigen mit ihrer ganz unterschiedlichen Sammlung aber auf, wie Veränderungen Menschen und Gesellschaften prägen.