Übersicht

Vielschichtige Geschichten

Die Art ist vorbei. Damit verschwinden exzentrische, hochpreisige Textilien aus Basels Strassen – Konformität und Zurückhaltung bestimmen wieder das Bild.

Doch alle Kleidungsstücke – vom exklusiven Seidengewand bis zum «normalen» T-Shirt – sind voller Geschichten und Bedeutungen, die sich über das gesamte Museum hinweg miteinander verknüpfen lassen, denn: In annähernd jeder Ausstellung in unserem Haus sind Objekte zum Thema (oder sollte ausschliesslich der Plural verwendet werden?) Mode präsent.

Ein Dirndl als Statement zu Herkunftsfragen

Kern der Führung zum Thema Mode, die wir anbieten, ist die Dauerausstellung «StrohGold», wo das afrikanische Dirndl sich Schicht um Schicht als viel mehr als nur das Produkt zweier afrikanischstämmiger Münchnerinnen entpuppt, die in ihrem Bedürfnis nach sichtbarem Ausdruck ihrer komplexen Herkunft ein vestimentäres Statement setzen. Die offensichtliche Herkunft ist nämlich gerade bei der Mode ein sehr trügerisches Indiz. Woher kommen Waxprints, die ja auch in Basel in afrikanischen Läden käuflich sind, wirklich?

Waxprints – ein typisch afrikanischer Stoff?

Vom Schützengraben auf den Laufsteg

Der Trenchcoat, der von einem Mitglied der Gruppe südkoreanischer Burberryfans (sichtbar auf einem der Fotos von Kim Sanggil im Eingangsbereich) selbstbewusst präsentiert wird, startete seine Karriere auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs. Er zeichnet sich durch eine Webart aus, die den Stoff wasserabweisend macht – ein frühes Beispiel für Funktionskleidung.

Nach zahlreichen Stationen durch die Filmgeschichte ist der «Trench» inzwischen ein globales It-Piece ohne einen Gedanken an die Ursprünge im Schlamm und Elend europäischer Schützengräben. Die Luxusmarke Burberry bemüht sich um Durchsetzung ihres Copyrights, da ihr dekoratives Karo zu einem der am häufigsten imitierten Muster weltweit zählt – besonders in chinesischen Kopien.

Vom Schützengraben auf den Laufsteg

Die Gruppe südkoreanischer Burberryfans

Vor dem 5. Jahrhundert war es allerdings China, das verbieten wollte, Seidenraupeneier und Kokons ausser Landes zu bringen, um das Monopol auf die Herstellung sowie den Handel mit der begehrten Faser zu wahren. Wie die Verbreitung des Wissens um die Herstellung dieses zauberhaft leichten und unvergleichlich eleganten Gewebes schlussendlich dennoch gelang? Dazu gibt es unterschiedliche Geschichten. In einer märchenhaften steckt sich eine in die westlichen Provinzen verheiratete chinesische Prinzessin Kokons in ihre aufgesteckte Frisur. Diese Geschichten sind Zeugnis früher Bemühungen, Handel zu monopolisieren und einem dadurch provozierten Versuch, diesen durch Schmuggel zu umgehen.

Diese Geschichte materialisiert sich in einem kostbaren hellblauen Seidengewand vom kaiserlichen Hof der Qing-Dynastie, zu entdecken in unserer neuesten Sonderausstellung «Das Geheimnis.»

Kostbar und geheimnisvoll: das hellblaue Seidengewand vom chinesischen Kaiserhof