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Klingendes Museum auf Reisen

András Varsányi, in Ruhestand gehender Kollege und Leiter der Sammlung Musik am Münchener Stadtmuseum, initiierte zum krönenden Abschluss seiner Kuratoren-Karriere unter dem Titel «Indonesia # Bronze. Bamboo. Beats» eine Ausstellung, ein Symposium und ein hochkarätiges Festival zu indonesischer Gamelan-Musik.

Rechts befindet sich das Gambang-Orchester

Rechts befindet sich das Gambang-Orchester

Das Spielen der balinesischen Musik hat in Basel eine lange Geschichte.

«Gamelan» ist ein Sammelbegriff, unter dem verschiedene Orchesterformen Javas und Balis zusammengefasst werden. Die wichtigsten Instrumente dieser Orchester und Ensembles sind Bronzegongs, Metallophone und Trommeln, manchmal ergänzt durch Xylophone, Flöten, Streichinstrumente (Rebab), Gesangsstimmen oder Zithern.

Insbesondere die Erforschung, aber auch das Spielen der balinesischen Musik hat in Basel eine lange Geschichte und geht auf Ernst Schlager und Theo Meier zurück. Der Basler Kunstmaler Theo Meier liess sich in den 1930er-Jahren auf Bali nieder und Ernst Schlager, Chemiker bei Sandoz und Musikwissenschaftler, wurde nach dem Kriegseintritt Japans 1942 auf einer Dienstreise von der Rückkehr in die Schweiz abgehalten. Beide nutzten die gemeinsame Internierungszeit bis 1945, um erste Musikstudien auf Bali zu machen. In den 1970er-Jahren führten Urs Ramseyer, Kurator am Museum der Kulturen Basel, und Hans Oesch, Professor am Musikwissenschaftlichen Institut der Uni Basel, mit Danker Schaareman und Tilman Seebass das Studium weiter.

Das Spielen der balinesischen Musik hat in Basel eine lange Geschichte.

Die Musiker von Salukat spielen das Basler Gambang

Aus dieser Zeit stammen auch Nachbauten von Ensembles, die heute am Museum der Kulturen Basel aufbewahrt werden und in den 1980er-Jahren aktiv gespielt wurden – neben dem balinesischen Gamelan Gong Kebyar, das an der Musikakademie Basel beheimatet ist, gespielt wird und in regelmässigen Abständen konzertiert.

Exponate live erleben

Zwei auf Bali selten zu sehende Ensembles, die rein rituelle und zeremonielle Funktion haben, gingen als Leihgaben vom Museum der Kulturen Basel ans Münchner Stadtmuseum. Sie wurden vom dortigen Restaurierungsteam hergerichtet und wieder in spielbaren Zustand gebracht. So waren sie einerseits in der Sonderausstellung als Exponate zu bewundern, konnten aber am Musikfestival auch live gehört werden.

Das Gambang-Ensemble besteht aus zwei Metallophon-Paaren mit Bronzeschlagplatten, die unisono die Kernmelodie spielen, und zwei Xylophon-Paaren mit Bambusschlagplatten, die die Kernmelodie rhythmisch umspielen. Das Basler Ensemble ist ein Nachbau des Gamelan Gambang aus dem ostbalinesischen Dorf Asak.

Das Selonding-Ensemble befindet sich bei Konzerten links.

Bereit zum Spiel auf dem Basler Selonding

Das Selonding-Ensemble besteht aus acht Metallophonen mit Eisenschlagplatten. Vier tief gestimmte Instrumente spielen die Bassmelodie, zwei höher gestimmte Instrumente die Kernmelodie und zwei nochmals höher gestimmte Instrumente umspielen rhythmisch die Kernmelodie. Das Ensemble ist ein Nachbau des Ensembles aus dem ostbalinesischen Dorf Tenganan Pegeringsingan.

Die Gruppe Gamelan Salukat unter der Leitung Dewa Ketut Alits aus Pengosekan (Bali) brachte die Basler Orchester nach bald dreissig Ruhejahren vor einem begeisterten Publikum zum Erklingen. Ob es das überhaupt mal wieder zu hören gibt? Das weiss ich nicht. Ganz à la James Bond: Sag niemals nie!