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«Die Arbeitszeit, so lang und schwer …»

Heute tut man seinen Unmut über den Job in Online-Foren kund, schreibt «hässige» Kommentare und ruft über Twitter zu Kundgebungen auf. Gehen wir ein Jahrhundert zurück, war das noch ganz anders. Postkarten waren das Mittel der Wahl.

Der Europa-Kuratorin Tabea Buri fielen vor kurzem bunte Postkarten zum 1. Mai auf.

Auf dem Bild zu sehen sind drei Postkarten anlässlich des 1. Mai-Feiertags. Auf einem siegt die Arbeit, verkörpert durch einen Mann, mit den Worten "Sieg der Arbeit". Auf dem zweiten winkt eine Dame mit einer roten Fahne und wirbt für "8 Stunden Arbeit, 8 Stunden Musse, 8 Stunden Schlaf". Auf der dritten Karte trommelt ein Mann neben einem Roten Schriftzug "Kampf Mai 1925".

Rund fünfzig Postkarten der Sammlung haben den «Tag der Arbeit» als Sujet

Die Karten sind wertvolle Zeitzeugen und teilweise weit über 100 Jahre alt. Sie zeigen, was die Arbeiterklasse beschäftigt hat. Ein häufiges Sujet: der Achtstundentag.

Auf dieser Postkarte sbefinden sich zwei Arbeiter, einer mit Pferd, der andere mit Lokomotive und Handwerksmaterial. Oben findet sich der Aufruf, die Proletarier aller Länder sollen sich vereinigen.

Die beiden Forderungen nach «Vereinigung» und Achtstundentag

Der Unmut über die Anstellungsbedingungen ist verständlich, überstiegen die Arbeitszeiten doch in der Regel die 10-Stunden-Marke. Eine weitere Karte lässt einen Gruss ausrichten in Gedichtform:

"Die Arbeitszeit, so lang und schwer. Den Geist und Leib bedrückt sie sehr. Darum zu lindern Not und Plag, erbreitet den Achtstundentag.

Ob diese Karte Not und Plag gelindert hat?

Auch diese Karte aus derselben Zeit besticht durch lyrische Qualität:

Und du ackerst und du sä'st, und du nietest und du näh'st, und du hämmerst und du spinnst, sag mir Volk, was du gewinnst.

Die Helvetia hat ihren Platz auf den Karten auf sicher

«O wag es doch, nur einen Tag, nur einen, frei zu sein»

Wer diesen Gruss im Jahre 1903 in die Welt geschickt hat? Das Feld, welches Aufschluss über den Absender geben könnte, wurde leergelassen.

Eine Karte aus dem Jahr 1905 zitiert ein Lied von Georg Herwegh: «O wag es doch, nur einen Tag, nur einen, frei zu sein» heisst es da.

Einigkeit herrscht auf den Karten darüber, was dieses «frei sein» heisst. Gleich mehrfach wird der Einzug der «Roten» grafisch als «Erlösung» und «Befreiung» dargestellt.

Was man in 100 Jahren wohl über die Einladungen zu Arbeiterkundgebungen von heute denkt? Vielleicht lesen es nachfolgende Generationen eines Tages in diesem Blog.

«O wag es doch, nur einen Tag, nur einen, frei zu sein»

Die Hoffnung trug rote Fahnen