Gefühle widerspiegeln
Im Projekt «Hiva Oa, Französisch-Polynesien» verwandelt sich eine Schale vor aller Augen.
Spieglein, Spieglein an der Wand ... Nicht nur in alten Märchen, sondern auch im heutigen Alltag hängen in jeder Wohnung Spiegel an der Wand oder in Form von Wandkästen im Bad.
Spiegel geht aber auch anders. Im Projekt «Hiva Oa, Französisch-Polynesien» der Reihe «Vor aller Augen» steht ein ganz spezieller Spiegel auf einem Tisch, mitten im Ausstellungsraum.
Er ist auf den ersten Blick gar nicht erkennbar als Spiegel. Es handelt sich um ein rundes, ca. 24 Zentimeter hohes Gefäss aus Stein mit einem Durchmesser von 45 Zentimetern, das wie eine massive Schüssel aussieht. Auf der dazugehörigen Karteikarte steht denn auch: «grosse Steinschale aus grobem vulkanischem Gestein».
Schwer
Offenbar kostete es den Sammlern einige Verhandlungen und Schweisstropfen, bis das schwere Ding transportbereit auf einer Yacht untergebracht war. Diese Notizen von Seite 21 aus dem Tagebuch von Lucas Staehelin aus dem Jahr 1932 könnten sich auf die Schale beziehen.
90 Jahre später meinte eine Expertin, das Objekt ähnele einem Alkoholdestillierapparat. 2024 dann die Aufklärung seitens der MKB-Kuratorin Beatrice Voirol: In die Mulde wird ganz einfach Wasser gegeben und fertig ist der Spiegel.
Weich
Faszinierend. Weiches Wasser trifft auf groben Stein. Das Ding spricht die Sinne an.
Und mehr. Das war beim Besuch von Joëlle Frébault, der Bürgermeisterin von Hiva Oa, letztes Jahr zu beobachten. Der Spiegel war eines von vielen Objekten, das im Depot zur Besichtigung bereitgestellt war. Immer wieder legte Frébault ihre Hand auf das Gefäss. Liess die Hand dort ruhen, lange.