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Mehr als nur ein Spiel

Im Rahmen eines Tutorats an der Universität Basel haben Studierende Objekte aus der MKB-Sammlung ausgesucht, dazu recherchiert und Blogbeiträge verfasst. (Teil 2)

Zwischen Tag und Nacht gibt es Unterschiede. So fühlt man sich bei Tageslicht sicherer als im Dunkeln. Es sind mehr Menschen auf den Strassen unterwegs und man sieht alles viel besser. Mit diesen Vorstellungen wurde anhand sogenannter Guckkästen bereits im 18. Jahrhundert auf Volksfesten und an Jahrmärkten in ganz Europa gespielt.

Spezialeffekte

«Guckkästner» trugen die Guckkästen von Ort zu Ort, um damit Geld zu verdienen. Dabei zeigten sie Bilder mit verschiedenen Sujets – und Spezialeffekten: Die Guckkastenblätter bestanden aus zwei aufeinanderliegenden, kolorierten Papieren, bei denen zum Beispiel Fenster- und Türöffnungen sowie Strassenlampen und Sterne ausgeschnitten worden waren. Durch eine künstliche Beleuchtungsquelle im Kasteninneren verändert sich die Atmosphäre: Das Tagbild wird zu einem Nachtbild.

Ein Bild, das eine weite Strasse zeigt mit Menschen und Kutschen, die zwischen alten Gebäuden herumlaufen und -fahren.

Die Vorderseite des Guckkastenbilds zeigt die Regent Street in London bei Tag

Strassenbild bei Nacht, wo man einen blauen Himmel sieht und beleuchtete Fenster und Strassenlampen, die brennen.

Bei Gegenlicht erscheint die selbe Szenerie bei Nacht

Das Objekt aus der Abteilung Europa mit der Inventarnummer VI 8252.05 stammt aus Frankreich und wurde im Oktober 1955 von einem Brockenhaus in Basel eingeliefert. Bei der Inventarisierung wurde das Guckkastenbild als Spielzeug klassifiziert. Hergestellt wurde es als Lithografie um 1850. Es ist auf einen Holzrahmen gespannt.

Auf der Rückseite des Bildes steht «Regent’s Street (Londres)». Die Beschriftung deutet daraufhin, dass es sich bei der abgebildeten Strasse, auf denen viele spazierende Menschen zu sehen sind, um die Regent Street in London handelt. Die Rückseite gibt ebenfalls Aufschluss über die Technik, die angewandt wurde.

Massenmedium

Die Guckkastenbilder ermöglichten den Betrachter*innen, kurz in eine andere Welt einzutauchen und andere Städte bei Tag und Nacht zu sehen, die sie bisher nicht besucht hatten. Faszinierend!

Rückseite eines Bildes in einem Holzrahmen: Man sieht oben schwarze Wolken und darunter ganz kleine Dreiecke auf weissem Hintergrund.

Auf der Rückseite des Guckkastenbilds sind die ausgeschnittenen Fenster und Strassenlampen zu sehen

Die Bilder prägten eine subjektive Sicht auf die Welt und schufen neue visuelle Erinnerungen. Diese Objekte waren daher ein Mittel, um aktuelle Themen in Umlauf zu bringen und stellten für die breite Bevölkerung einen Zugang zu Informationen dar.

Durch diese Verbindung von Wissen und Sehen avancierten die Guckkastenbilder zu einem Massenmedium im 19. Jahrhundert. Das machte den Guckkasten zu mehr als einem Spiel. Er war ein Träger von Wissen.

 

Diese und andere Guckkastenbilder sind in der Ausstellung «Nacht – träumen oder wachen» zu sehen.