Hölzerne Favoriten
Im Laufe der Arbeit an einer Ausstellung wachsen einem viele Objekte ans Herz. Ein Trio aus Holz hat es der Kuratorin der Ausstellung «Schnee» besonders angetan.
Einige Objekte berühren, weil sie sehr kunstvoll gearbeitet sind oder aufgrund ihrer bewegten Geschichte. Wieder andere wecken Erinnerungen an eigene Erlebnisse oder erstaunen, weil sie uns weit entfernte Regionen der Welt näherbringen. Unter den rund 180 Objekten in der Ausstellung gibt es viele Highlights zu entdecken – aus unterschiedlichen Gründen faszinieren mich diese drei Objekte:
Spannende Details
Das Modell einer geschnitzten winterlichen Holzfuhr verdankt seinen Favoritenstatus einem Zufall: In den Ferien lernte ich die Enkelin des Schnitzers kennen. Durch diesen persönlichen Kontakt kam ich zu Zusatzinformationen über den Obwaldner Christian Sigrist und erhielt eine Publikation über sein Werk. Darin fand sich eine Legende mit allen Details von einer vergleichbaren Holzfuhr: Ich erfuhr, dass Fuhrmann und -gehilfe nicht in kurzen Hosen unterwegs sind, sondern mit Überstrümpfen – was für den Winter ja auch viel passender ist. Oder dass das kleine Trinkfässchen in Obwalden den Namen «Moschdbrunggel» trägt.
Einfach und doch spektakulär
Über zwanzig Schlitten aus unserer Sammlung nehmen in der Ausstellung auf dem Steilhang Fahrt auf. Darunter sind kunstvoll verzierte oder mit Kufen aus Knochen bestückte Exemplare. Und doch fasziniert mich der einfachste unter ihnen: So unscheinbar dieses Reitbrett auf den ersten Blick wirkt, so spektakulär müssen die Abfahrten damit gewesen sein. Für die Arbeit in den Bergen war das handliche Brett ideal, da es einfach auf den Berg zu tragen war. Im Sitzen, mit einer Polsterung für das Gesäss, oder gar stehend, mit einem Fuss in die Halterung gestemmt, ging es sommers wie winters rasant ins Tal hinab.
Last-Minute-Ticket in die Ausstellung
Für eine Ausstellung werden unzählige Objekte gesichtet, definitiv ausgewählt oder auch wieder gestrichen. Dabei kann es vorkommen, dass einzelne Objekte übersehen werden – so geschehen bei diesem schlittelnden Duo aus dem Aostatal. Kurz vor Ausstellungseröffnung tauchte das Objekt aus einem anderen Grund wieder auf einer Liste auf. Meistens ist es dann zu spät, noch neue Objekte unterzubringen – Änderungen in der Nummerierung der Objekte bringen jeweils einen grossen Aufwand mit sich. Da wir jedoch genau an dem Tag überlegten, einen der grösseren Schlitten nicht auszustellen, wurde eine Nummer frei und das entzückende Schlitten-Duo schaffte es «last minute» in die Ausstellung.