Eine Tierperformance mitten im Museum
Das ShanjuLab bemüht sich in seiner täglichen Arbeit um ein Gleichgewicht in der Mensch-Tier-Beziehung
Am kommenden Sonntag, 8. Mai 2022, findet von 10:00 bis 17:00 ein erlebnisreicher, spektakulärer Familiensonntag statt. Der Fokus liegt auf der Ausstellung «tierisch – Keine Kultur ohne Tiere». Dafür haben wir uns etwas ganz Besonderes überlegt: eine Performance mit echten Tieren. Ohne Dressur, aber mit viel Poesie zeigen die Performer*innen vom ShanjuLab (Labor für Theaterforschung zur Präsenz von Tieren) in kurzen Auftritten, wie Mensch und Tier gleichberechtigt miteinander umgehen können.
Judith Zagury, die Direktorin des ShanjuLab, erzählt hier über Ihr Schaffen, die Sinnlichkeit dahinter und woher sie ihre Inspiration nimmt.
MKB: Was hat Sie dazu inspiriert, diese Form der Performancekunst zu vertiefen?
Judith Zagury: Wir im ShanjuLab achten darauf, an neuen künstlerischen Formen zu arbeiten, die die Existenz der Tiere sowie ihre Persönlichkeit hervorheben. Der Mensch versucht, dem Tier zu dienen und nicht umgekehrt, er wird zur Unterstützung für unsere Freunde, die Hähne und Hühner.
Wir bemühen uns, an der Suche nach gegenseitigem Gleichgewicht zu arbeiten.
MKB: Die Co-Existenz im Alltag mit Tieren ist, wenn ich das richtig verstehe, ein zentraler Bestandteil ihrer Arbeit. Was bereichert sie täglich an dieser Arbeit?
JZ: Wir leben umgeben von unseren Tieren vor jeder künstlerischen Forschung und versuchen, ihnen ein artgerechtes Leben zu ermöglichen, aber es geht weit über diese einfache Vorstellung von Bedürfnissen hinaus. Wir verbringen Zeit miteinander, es sind die Momente des Zusammenlebens.
Eine Ziege kann ein Haustier sein, ebenso wie ein Huhn eine andere Funktion haben kann, als uns Eier oder Fleisch anzubieten.
MKB: Ihre Arbeit wirkt auf mich sehr sinnlich, poetisch. Was wünschen Sie sich, sollen Ihre Auftritte vermitteln?
JZ: Unsere Arbeit konzentriert sich auf das Sinnliche, denn wir pflegen eine taktile Verbindung, entwickeln mit ihnen eine nonverbale Sprache und eine Beziehung, die auf Zuhören und Vertrauen beruht. Wir möchten, dass das Publikum erkennen kann, dass man aus einer oft eingeschränkten Vorstellungswelt heraustreten kann, je nach den Etiketten, die man bestimmten Tierarten anheftet, insbesondere wenn es sich um Nutztiere handelt.
MKB: Können Sie ein bisschen über Ihre Tiere erzählen? Wie nehmen Sie sie wahr während der Performance, auf was achten Sie besonders?
JZ: Wir arbeiten immer so, dass wir den Tieren die Möglichkeit geben, nicht in die Leistungen einzugreifen, wenn sie nicht motiviert oder bereit sind, dies zu tun. Wir lassen ihnen die Möglichkeit, mitzuspielen oder nicht, und vor allem werden sie nie zu etwas gezwungen.
MKB: Die Hühner stehen am kommenden Sonntag im Zentrum. Was ist ein Huhn für Sie?
JZ: Hühner und Hähne sind für uns Menschen Wesen, zu denen wir eine schöne Beziehung haben können, und wir wissen oft nicht, wie eng die Bindung zwischen ihren und unseren Artgenossen sein kann. Sie schätzen es, wenn wir respektvoll mit ihnen umgehen, ihnen nahe sind, sie streicheln und uns an ihrer Seite ausruhen ...
MKB: Und jetzt noch ganz allgemein: wie sieht es bei Ihnen auf dem Hof aus?
JZ: Wir teilen mit allen Arten von Tieren ein gemeinsames Territorium, das wir entsprechend den Bedürfnissen jedes Einzelnen gestalten. Wir arbeiten auch langfristig mit dem ShanjuLab zusammen, das die Beziehungen zwischen Mensch und Tier und die neuen Vorstellungswelten, die man daraus schaffen kann, hinterfragt.