GROSS

Dinge Deutungen Dimensionen

bis 11. April 2021

Grösse fasziniert, selbst im heutigen Zeitalter der Superlative. Die Ausstellung zeigt riesige, raumfüllende Dinge. Sie stösst aber auch in die grossartigen kulturellen Dimensionen von Grösse vor. Denn selbst Kleines kann ganz gross sein.

Eintreten, den Kopf in den Nacken legen und hoch schauen zum grössten Objekt im Haus: Das Kulthaus der Abelam, einer Bevölkerungsgruppe aus Papua-Neuguinea, eröffnet die Ausstellung auf höchstem Niveau. Grosses hat den Menschen schon immer fasziniert. Deshalb wird nach Grösse gestrebt. Hauspfosten aus Papua-Neuguinea machen grossen Eindruck. Sie sind riesige Zeugen dafür, was technisch und in Teamarbeit möglich ist. Sie und weitere überdimensionale Objekte wie ein Fächer oder ein Vorratsgefäss zeigen aber auch die Unhandlichkeit auf, zu der Wetteifer führen kann.

Vermessen
Im Prinzip ist Grösse durch Normen definiert. Doch gross ist nicht überall gleich gross und von Kultur zu Kultur verschieden. Der Massstab «Basler Elle» findet sich deshalb neben dem Loch im Brett, durch das auf Bali Hühner gezogen wurden. Blieben sie stecken, hatten sie die richtige Grösse für ein Tempelopfer.

Auch wir Menschen werden von Kindheit an vermessen. Das ganze Leben hindurch beschäftigen uns die «richtigen» Proportionen und Grössen. Das kann ausufern: Stichworte sind etwa die Schönheitsindustrie oder die Anthropometrie, die Lehre von den Massen und Massverhältnissen des menschlichen Körpers.

Es geht in der Ausstellung nicht nur um die physikalischen Aspekte von Grösse. Vermessen werden an 14 Stationen auch ihre kulturellen Dimensionen. Status und Macht sind zwei Beispiele. Indische Zeremonialschilder, brasilianische Gürtel oder ein italienischer Orden zeugen davon. Letzterer belegt, dass auch im Kleinen Grösse steckt.

Ungeheuerlich
Wie Grosses zur Bedrohung wird, zeigt sich bei indischen Dämonen, Glarner Riesen oder Big Data. Die unendliche Datenmenge und weitere Giganten sind zudem Thema in der Online-Publikation «GROSS – Dinge Deutungen Dimensionen». Ethnologinnen und Ethnologen befassen sich darin mit Grösse im ökonomischen, sozialen, politischen und religiösen Bereich.

Besonders spannend sind die szenischen Dialoge unserer Kuratorinnen und Kuratoren mit Exponaten. Danach sieht man das Ungeheuer Kaia Imunu oder den Sarg in Form eines Hummer-Autos mit anderen Augen.  

Wir danken der L. & Th. La Roche Stiftung für ihre grosszügige finanzielle Unterstützung dieser Ausstellung.

zur Online-Publikation